Archiv Oktober 2009

Brief an Herrn Köhler

Sehr geehrter Herr Bundespräsident,

in Auswertung Ihrer Leipziger Rede vom 09. Oktober 2009 mussten wir feststellen, dass Sie bezogen auf die Ereignisse in Verbindung mit den Demonstrationen in Leipzig Aussagen getroffen haben, die nicht den Tatsachen entsprechen.

So behaupten Sie u.a.:

Vor der Stadt standen Panzer, die Bezirkspolizei hatte Anweisung, auf Befehl ohne Rücksicht zu schießen. Die Herzchirurgen der Karl-Marx-Universität wurden in der Behandlung von Schusswunden unterwiesen, und in der Leipziger Stadthalle wurden Blutplasma und Leichensäcke bereitgestellt.

Im Rahmen unserer Recherche, der Überprüfung uns zugänglicher Dokumente, der Befragung von Zeitzeugen, Angehörigen der Schutz- und Sicherheitsorgane mit unterschiedlichen Dienstgraden und Dienststellungen, die zum genannten Zeitpunkt dort im Einsatz waren, sowie unter Beachtung festgeschriebener historischer Tatsachen im Urteil des Landgerichtes Berlin vom 25. August 1997 gegen den letzten Staatsratsvorsitzenden der DDR, Herrn Egon Krenz, haben wir festgestellt:

  1. Es wurden keine Panzereinheiten um Leipzig zusammengezogen und ein solcher Befehl ist auch nie erteilt worden.
  2. Es existiert kein Befehl zur Anwendung der Schusswaffe. Im Gegenteil. Es war der Befehl Nr. 09/89 des Vorsitzenden des Nationalen Verteidigungsrates ergangen, der die Anwendung von Schusswaffen verbot.
  3. Es erfolgte keine Unterweisung des Personals in medizinischen Einrichtungen zur Behandlung von Schussverletzungen.
  4. In der Leipziger Stadthalle wurden weder Blutplasma noch Leichensäcke bereitgelegt. Zudem ist jedem Leipziger Bürger bekannt, dass in Leipzig kein Gebäude existiert, das als Stadthalle bezeichnet wurde oder wird.

Mit diesen Ergebnissen müssen wir konstatieren, dass Sie, verehrter Herr Bundespräsident, die Unwahrheit gesagt haben und sich damit objektiv an einer Stimmungsmache beteiligen, welche sich gegen die Entscheidungsträger sowie die Angehörigen der NVA und der anderen bewaffneten Organe der DDR richtet, sie diffamiert und kriminalisiert.

Ein Verhalten, das Ihrem Amt gegenüber unwürdig ist und sicher nicht dem sozialen Frieden in unserem Land dient. Gerade Sie, verehrter Herr Bundespräsident, haben als oberster Vertreter der BRD die Pflicht, sich ehrenhaft zu verhalten und Ihr Amt vor Schaden zu bewahren bzw. Schaden abzuwenden.

Wir, die Mitglieder des Traditionsverbandes Nationale Volksarmee e.V., erwarten von Ihnen, dass Sie Ihre Äußerungen zum Sachverhalt in angemessener Form öffentlich richtig stellen. Wir sehen unser Schreiben als einen offenen Brief an und werden ihn veröffentlichen.

Mit vorzüglicher Hochachtung

Traditionsverband Nationale Volksarmee
Präsidium

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von web597 (Kommentare: 0)