Die militärsche Lage in der Ostukraine

 

Die ukrainische Armee hatte in der Anfangsphase der Operation große Kräfte an verschiedenen Kampfabschnitten konzentriert und Angriffe vorgetragen, die aber offenkundig ins Leere liefen. Die wenigen Orte, die von der ukrainische Armee unter Kontrolle genommen wurden, waren zumeist von den Rebellen zuvor schon verlassen worden. Das Zusammenwirken zwischen den Truppenteilen und Verbänden von Armee und Nationalgarde wurde kaum organisiert. Und die sogenannten Freiwilligenbataillone machten sowieso, was sie wollten bzw. was die jeweiligen Geldgeber dieser Einheiten festlegten. Hinzu kamen zunehmende Versorgungs- und Motivationsprobleme der Regierungstruppen, die sich vor allem verschärften, als der Druck durch die Rebellen zunahm.

Doch zunächst wähnte sich die Kiewer Führung auf der Zielgeraden für eine Niederschlagung der Revolte. Anfang August versuchte die ukrainische Armee die Versorgungswege für die Bevölkerung von Donezk bei den Städten Schachtjorsk und Krasny Lutsch zu durchschneiden und somit die Verbindung zwischen beiden Republiken zu trennen. Die Höhe Saur-Mogila im Süden von Donezk musste von den Volksmilizen aufgegeben werden. Doch die Rebellen konnten dem stärksten Schlag der ukrainischen Armee bei Schachtjorsk standhalten, den die Junta mit allen ihr zur Verfügung stehenden Kräften in der ersten Augusthälfte führte. In dieser Situation zeigte sich der höhere Kampfwert der Rebelleneinheiten. Als ukrainische Soldaten der 25. Luftlandebrigade und Teile der Nationalgarde in Schachtjorsk eindrangen, hielten die wenigen Kämpfer der Volksmilizen bis zum Eintreffen von Verstärkung stand und verhinderten damit die Aufspaltung des Rebellengebietes. Der Durchbruch der ukrainischen Armee wurde verhindert und die Regierungstruppen hatten große Verluste an Menschen und Material.

Ein weiterer kritischer Moment entstand für die Rebellen, als aus Richtung Debalzewo ein Schlag gegen die Verbindungswege bei Krasny Lutsch geführt wurde. Die aus dem Südkessel ausgebrochene 24. mechanisierte Brigade der ukrainischen Armee versuchte hier erneut, die Kräfte der Rebellentruppen aufzuspalten und Donezk vom Hinterland abzuschneiden. Aber wieder wehrten zahlenmäßig unterlegene Rebellenmilizen den Angriff bis zum Eintreffen von Reserven ab. 

Da der ukrainische Angriff im Nordosten von Donezk stecken geblieben war, ver-suchten die ukrainischen Verbände die Stadt Donezk vom Süden aus zu attackieren. Diese Operation wurde jedoch durch die ukrainische Militärführung auf ein primitives Anrennen gegen die Stadt Ilowaisk reduziert. Hier fehlte offenbar ein tragfähiges operatives Konzept. In der südlichen Angriffsrichtung sollte die Stadt Ilowaisk mit über 2000 Soldaten der Armee und den Freiwilligenbataillonen „Donbass“ und „Dnepr“ eingenommen werden. Der Angriff sollte zudem mit starker Panzerunterstützung vorgetragen werden. Doch die Realität sah erheblich anders aus: Nur insgesamt 400 Soldaten der Armee kamen zu Beginn der Angriffsoperation zum Einsatz und die Panzerfahrzeuge fehlten zunächst völlig. Erst nach mehreren Tagen ununterbrochener Kämpfe trafen weitere ukrainische Einheiten vor Illowaisk ein. Doch die Soldaten und Söldner wurden weder darüber informiert, welches Ziel die Operation hat, noch wie lange sie dauern soll.

Am 24. August traten die Einheiten der Donezker Volksrepublik zu einer um-fassenden Gegenoffensive an. Gegnerische Einheiten wurden bei folgenden Ort-schaften umzingelt: Olenovka, Starobeschevo, Voikowskij, Kuteinikovo, Blagodat-noje, Alekseevskoje, Uspenka, Uljanowskoje, Stepanowka, Amwrosiewka, Stepano-Krinka. Doch die größte Schlappe musste der Gegner bei Illowaisk hinnehmen.

Unter schweren Kämpfen waren die ukrainischen Militärs in die Stadt gelassen worden. Man glaubte in Kiew, dass nun die wichtigsten Verkehrsverbindungen zwischen Donezk und dem südlichen Hinterland gekappt werden könnten.

Während jedoch die ukrainischen Verbände Ilowaisk unter schweren Verlusten einzunehmen versuchten, erfolgte in ihrem Rücken ein kräftiger Schlag einer mechanisierten Gruppe der Volksmilizen. Die ukrainische Aufklärung hatte die Truppenkonzentrationen im Rücken der eigenen Kräfte nicht bemerkt. Der Angriff der Volks-milizen kam daher für die ukrainischen Truppen völlig überraschend. Die Falle schnappte zu. Es kam zur Einschließung der größten militärischen Gruppierung, über welche die Junta im Süden von Donezk verfügte. Die Einkesselung umfasste mehr als 5000 Soldaten, etwa 180 Panzerfahrzeuge sowie bis zu 90 Geschütze, Granatwerfer und Systeme der reaktiven Artillerie.

In dem Kessel steckten Einheiten der 93. Mechanisierten Brigade und der 17. Luftlandebrigade der ukrainischen Armee sowie Einheiten der Bataillone „Asow“ „Donbass“, „Dnepr“, „Cherson“, „Switjas“ und „Mirotworez“ fest.

Nun zeigte sich die Desorganisation und Führungsschwäche der ukrainischen Bürgerkriegstruppe in aller Deutlichkeit. Das Bataillon „Asow” entzog sich faktisch der Befehlsgewalt vor Ort und flüchtete mit einem erheblichen Teil seiner Kräfte in Richtung Mariupol. Die Bataillone „Donbass″, „Dnepr“ und „Mirotworez“ verstrickten sich in Straßenkämpfe in Ilowaisk. Statt sich aus dem Kessel zu schlagen, forderten sie von der Armee Panzer und Artillerie, um den Sturm auf die Stadt fortzusetzen.

Angesichts des Angriffsdrucks der Rebellenverbände brach die Führung im Kessel endgültig zusammen. Zuerst ergaben sich massenweise die Kämpfer der Nationalgarde und der “Freiwilligenverbände”. Sie verließen teilweise in Bataillonsstärke ihre Positionen und versuchten aus der Kampfzone zu kommen. Einheiten der Territorialverteidigung, insbesondere aus den Städten Winniza und Iwano-Frankow (West-ukraine) flüchteten bereits, nachdem die ersten zwei oder drei Kämpfer aus den eigenen Reihen gefallen waren. Das sagt viel über den Kampfwert dieser Einheiten. Jedenfalls war die Lage der Eingeschlossenen aussichtslos.

Der russische Präsident Putin schlug in dieser Situation den ostukrainischen Rebellen vor, die eingekesselten ukrainischen Kräfte über „humanitäre Korridore“ fliehen zu lassen. Die Rebellen erklärten sich dazu bereit, es kam jedoch zu keiner offiziellen Einigung mit Kiew. Die Strategen in Kiew waren gegen diesen Korridor. Die Soldaten sollten weiterkämpfen. Der Kommandeur des Freiwilligenbataillons „Donbass“, Semjon Semjontschenko, der sich selbst im Kessel befand, berichtete jedoch von einer separaten Abmachung zwischen Rebellen und Regierungstruppen zum Abzug der geschlagenen Einheiten aus dem Kessel. Die Soldaten könnten abziehen, wenn sie ihre Waffen zurückließen.

Ein ukrainischer Offizier, der den Kessel von Ilowaisky überlebte, berichtete, dass 108 Soldaten des Bataillons „Donbass“ mehrere Tage ohne Verpflegung eingeschlossen waren. Ihre Kommandeure hatten sich abgesetzt. Nachdem die Rebellen einen humanitären Korridor geöffnet hatten, wurden die abrückenden Soldaten auf ukrainischer Seite von Kämpfern der „Rechten Sektors“ sofort mit Panzerabwehrraketen, 30mm Kanonen und Handfeuerwaffen unter Beschuss genommen. Drei Fahrzeuge gerieten in Brand und 60 Soldaten kamen um. Die Verletzten wurden in den Kessel zurückgeschafft und von den Rebellen medizinisch versorgt.

Eine andere eingeschlossene ukrainische Einheit, bestehend aus etwa 350 Soldaten und Offizieren, die sich der Volksmiliz schon am 31. August ergeben wollte, wurde ebenfalls von Kämpfern des „Rechten Sektors“ beschossen. Einer der überlebenden Offiziere berichtete, dass die Söldner des „Rechten Sektors“ seine Kompanie fast vollständig vernichten. Es überlebten von seiner Kompanie nur 20 Soldaten und drei Offiziere. Von dem 400 Mann starken Bataillon „Mirotworez“, bestehend aus aktiven und pensionierten Polizisten, konnte sich nur ein Drittel durch Flucht retten. Vor allem die Kommandeure dieser Truppe setzten sich ab. Zwei Drittel der Einheit gerieten in Gefangenschaft.

Das berüchtigte Freiwilligenbataillon „Donbass“ hat vorerst aufgehört zu existieren. Von 340 Kämpfern des Bataillons überlebten den Versuch die Stadt Ilowaisk einzunehmen und zu verteidigen nur 20 Mann, die sich den Volksmilizen ergaben. Der Kommandeur des Bataillons, Semjon Semjonitschenko, wurde bei den Kämpfen verwundet. Aber sein Stellvertreter und einige weitere Kommandeure flohen und ließen ihre Leute im Stich.

Die Einheit der ukrainischen Territorialverteidigung „Tscherkassy“ desertierte geschlossen. Die rund 400 Soldaten erklärten in Rapportschreiben, dass sie die Stellung von Ilowaisk ohne Erlaubnis verlassen und den Befehl des Kommandierenden verweigert hätten. Als Grund gaben sie ihre unzureichende Bewaffnung und Ausrüstung für den Fall weiterer Angriffe des Gegners an.

Ein Kämpfer des Bataillons „Donbass“ berichtete Journalisten, wie er mit sieben anderen Kämpfern dem Kessel von Ilowajsk entkam. Die Flüchtenden rissen sich die Embleme des Bataillons „Donbass“ von den Ärmeln, damit die Bewohner der Dörfer ihnen Wasser aus ihren Brunnen gaben. Sie mussten sich als Kämpfer der Volksmiliz ausgeben. Als Verpflegung hatten sie nur einige Konserven, die sie der Volksmiliz entwendet hatten und Melonen von den Feldern. Insgesamt legten sie ca.100 km durch Mais- und Sonnenblumenfelder zurück. Diese Episode lässt ahnen, wie verhasst die Einheit in der Ostukraine ist.

Nach Angaben des ukrainischen Verteidigungsministers Valeri Geletey sind 107 Soldaten der ukrainischen Armee bei den Kämpfen um Ilowajsk und im Kessel  umgekommen. Unter Berücksichtigung der Toten in den Freiwilligenbataillonen steigt die Zahl auf ca. 200. Nach Zerschlagung des Kessels durch die Volksmilizen am 14. September wurden weitere 24 tote ukrainische Soldaten von einem Suchtrupp der Organisation „Volksgedenken“ gefunden. Somit ist die Kesselschlacht von Ilowaisk beendet. Die Schlacht um Ilowaisk war die Wende im Krieg und die größte Niederlage der ukrainischen Verbände.

Ein amerikanischer Journalist der Zeitschrift „Foreign Policy“ erfuhr von Söldnern der Bataillone „Donbass, „Cherson“ und „Dnepr“, dass sie nach Beendigung der Kämpfe in der Ostukraine nach Kiew auf den Maidan ziehen wollen, um das jetzige Regime wegen der militärischen Fehlleistungen zum Abdanken zu zwingen. Keiner der Politiker übernehme die Verantwortung für den Tod der Soldaten und der Freiwilligen. Nach Meinung der Kämpfer der nationalistischen Bataillone hat die ukrainische Armee sie als „Kanonenfutter“ benutzt und sie ihrem Schicksal überlassen. Sie sind der Meinung, dass sie von der ukrainischen Armee in Stich gelassen wurden, um die Freiwilligenbataillone auszuschalten.

In den über eine Woche dauernden Kämpfen um Ilowajsk hatten sie keine Verpflegung, kein Wasser und auch keinen Nachschub an Munition bekommen. Nach Aussagen des Bataillonsarztes der Einheit „Donbass“, Igor Kanakow, kamen auf 300 Kämpfer nur 40 Ampullen Antischock-Präparate. Die Koordinierung der Informati-onen und der Handlungen zwischen den Bataillonen und der Armee fehlte völlig. Der Kommandeur des Bataillons „Donbass“, Semjon Semjonitschenko, hat auf seiner „Facebook-Seite“ die ukrainischen Politiker für den „Verkauf“ seiner Leute und die Armee für die „Unprofessionalität“ beim Sturm der Stadt Ilowaisk verantwortlich ge-macht. Die Vermutung, dass man die Freiwilligenbataillone bei Ilowaisk „verheizt“ habe, hat einen durchaus plausiblen Hintergrund: Die meisten der Freiwilligenbataillone werden von dem Oligarchen Kolomojski bezahlt. Der ukrainische Präsident Poroschenko, ebenfalls einer der reichsten Industriemagnaten, hat ein Interesse daran, die Paramilitärs seines schärfsten Konkurrenten möglichst zu neutralisieren. Dass Poroschenko und Kolomojski u.a. um Odessa und andere Filetstücke der Ukraine einen verdeckten Krieg führen, ist ein offenes Geheimnis. Außerdem er-weisen sich die nationalistischen Freiwilligenverbände zunehmend als image-schädigend für die ukrainische Führung. Am 10. September 2014 sagte z.B. der Präsident der Menschenrechtsorganisation „Amnesty International“, Salie Shetty, nach einem Besuch beim Bataillon „Aidar“ (Rechter Sektor), dass für die Verbrechen dieses Bataillons einzig und allein die Kiewer Regierung die Verantwortung trägt, unabhängig davon, wie die Befehlskette aussieht und wer welche Befehle erteilt hat. Die Menschenrechtsorganisation hat Dutzende Beweise für Kriegsverbrechen des Bataillons „Aidar“ gesammelt. Entführungen, Freiheitsberaubungen, Misshandlungen, Raubüberfälle, Erpressung und Hinrichtungen werden der Truppe angelastet. In der Obersten Rada in Kiew wurde durch die Swoboda-Partei mittlerweile ein Gesetzentwurf eingebracht, der beinhaltet, dass alle im Zuge der „Anti-Terror-Operation“ von Söldnern und Soldaten verübten Vergehen und Verbrechen amnestiert werden. Ungeachtet solcher entlarvender Signale behauptet der ukrainische Präsident unverdrossen, man kämpfe in der Ostukraine für westliche Werte. Diese Propagandaparole lässt sich natürlich nur einigermaßen glaubhaft verkünden, wenn man sich die nationalistischen Schmuddelkinder, deren man eben noch als Bürgerkriegs-truppe bedurfte, vom Halse schafft.

Das sind die Gründe, warum Poroschenko in der Endphase der Kämpfe eine ständige Personalrotation an der Front der sogenannten “Anti-Terror-Operation” angewiesen hatte, in deren Verlauf vor allem reguläre Einheiten aus dem Feuer genommen und stattdessen die diversen Freiwilligenbataillone und Sonderkommandos eingesetzt wurden. Das mögen auch die Gründe für seine Ablehnung der Nutzung des von den Rebellen angebotenen Korridors aus dem Kessel von Ilowaisk gewesen sein.

 

Eine Fortsetzung der Angriffsoperationen der Volksmilizen ist in der nächsten Zeit nicht zu erwarten. Gründe dafür sind die Länge der Kommunikationslinien und die Anstrengungen zur Auflösung der vielen Kessel. Die Einschließungen bei Ilowaisk, Jelenowsk und Amwrosijewka sind schon fast beseitigt. Der Kessel von Starobeschewsk-Wolnowacha folgt in Kürze. In den Medien wird dieser Prozess nicht besonders reflektiert, aber alles läuft darauf hinaus, dass die Kräfte der Junta die separate Abmachung der Kommandeure vor Ort mit den Rebellen akzeptiert haben und jetzt in Eile aus den Kesseln die Verwundeten und Toten evakuieren. Im Gegenzug verbleibt die Bewaffnung ukrainischen Armee und der Nationalgarde vor Ort, was die Kampfkraft der Rebellen weiter erhöhen dürfte.

Doch zur militärischen Niederlage gesellt sich der moralische Verfall des Kiewer Regimes. So weigert sich die Kriegsregierung, die Bestattung der in der Ostukraine gefallenen Kämpfer der verschiedenen Freiwilligenbataillone zu bezahlen. Die Angehörigen sollen selbst dafür aufkommen.

Doch der Krieg ist noch nicht beendet. Nach der Vereinbarung der Waffenruhe wurden weitere ukrainische Einheiten faktisch eingeschlossen. Im Norden, im Gebiet Debalzewo und Shdanowka, begann die ukrainische Armee ihre Truppen umzugruppieren. Ein Teil wurde als Angriffsformation in den Raum südwestlich von Donezk verlegt und ein weiterer Teil nordöstlich von Lugansk stationiert. Rechnet man noch die chaotische Verstärkung der Garnison von Mariupol dazu, so wurden die noch verfügbaren Kräfte direkt an den sehr lückenhaften Frontlinien disloziert, was den Angriffscharakter zukünftiger Operationen unterstreicht. Doch hier zeigt sich erneut das Wunschdenken der politischen Führung, das offenbar voll auf die militärische Planung durchschlägt: So wurden zwar Angriffsgruppierungen gebildet und der ukrainische Ministerpräsident erklärte aufgeregt, dass man nun eine durchgehende Frontlinie schaffen wolle, doch im Hinterland gab es keine mobilen Reserven mehr. Und bei der Umgruppierung der ukrainischen Kräfte wurden die Fehler von Ilowaisk wiederholt. Die Armee verlegte ihre Truppen in sogenannte Halbkessel und stellte sie somit zur Zerschlagung bereit. Die Kämpfer der Rebellen hatten das sofort erkannt. Sie hatten sehr schnell die Kommunikationslinien der ukrainischen Gruppierungen z.B. bei Debalzewo durchschnitten, sie in operative Umzinglung genommen, sie damit vom Nachschub abgeschnitten und ihnen die Manövrierfreiheit genommen. Auch wurden durch die Rebellenarmee einige Nachschublager der ukrainischen Armee in diesen Gebiet zerstört, was die Angriffsfähigkeit der ukrainischen Gruppierungen weiter reduzierte.

So stecken aktuell ca. 5000 ukrainische Soldaten und Kämpfer von Frei-willigenbataillonen im Kessel von Debalzewo und ca. 2500 Mann im Kessel von Shdanowka. Hinzu kommt noch der Flugplatz von Donezk, wo mindestens 1000 ukrainische Soldaten eingeschlossen sind. Von den insgesamt 55 000 Mann, die Kiew für den Bürgerkrieg im Osten aufgeboten hat, kämpfen ca. 25 000 in den vordersten Linien. Damit sitzen in den neuen Kesseln etwa 30 Prozent der ukrainischen Kampftruppen mit Feindkontakt fest. Doch nicht nur hierin offenbart sich das operative Unvermögen der ukrainischen Militärführung. So wäre etwa die Ein-nahme von Mariupol durch die Rebellen Anfang September kaum zu verhindern gewesen. Also nutzte Kiew die Waffenruhe, um diesen Frontabschnitt zu stabili-sieren. Alles, was an Truppen noch verfügbar war, wurde nach Mariupol verlegt. Und aus diesem Grund trat auch der ukrainische Präsident dort auf und schwang martialische Reden über den Schulterschluss seines Landes mit der NATO.

Die Rebelleneinheiten konzentrieren sich zur Zeit auf die Zerschlagung des Kessels bei Shdanowka und den Flugplatz von Donezk, weil es die beiden Orte sind, von wo aus Donezk durch die ukrainische Armee mit Artillerie beschossen werden kann. Außerdem soll der Zusammenschluss mit dem Kessel von Debalzewo verhindert werden.

Nach verschiedenen Einschätzungen hat die Kiewer Junta 60-70 Prozent der Panzer und anderer schwerer Technik, welche bisher im Donbass bei der Anti-Terror-Operation eingesetzt wurde, verloren. Darunter sind mehr als 220 Panzerfahrzeuge verschiedener Art, die von den Volksmilizen erobert und sofort eingesetzt wurden. Die Mobilmachung in der Westukraine konnte die großen Verluste an Toten und Verwundeten nicht kompensieren. Selbst die NATO will zumindest offiziell keine modernen Waffen an die Ukraine liefern. Und die hektische Beschaffung ausgemusterter sowjetischer Kampftechnik auf dem internationalen Waffenmarkt wird für einen offensiv angelegten erneuten Waffengang der ukrainischen Armee nicht ausreichen. Weil das Land zudem finanziell am Tropf des Westens hängt, würden wohl die Waffenkäufe mit westlichen Krediten bezahlt werden müssen. Es ist zu bezweifeln, dass eine solche Zweckentfremdung der Mittel europäischen Entscheidungsgremien politisch vermittelbar wäre. Schließlich würde es bedeuten, dass auf indirektem Wege europäische Steuergelder in die Aufrüstung der Ukraine für die Führung eines Krieges im eigenen Land fließen.

 

von Internetredaktion (Kommentare: 0)

Zurück