Zur Lage in der Ukraine - Online Analyse Kampfberichte

Berichte von beiden Seiten der Front über den Verlauf der Kampfhandlungen in der Ukraine zeigen, dass dort leider nicht alles nach den ursprünglich in Moskau entwickelten Plänen abläuft. Je weiter die Zeit fortschreitet, desto mehr Schwierigkeiten haben die russischen Truppen aufgrund der kategorischen, obwohl für jeden verständlichen Forderung des Präsidenten Wladimir Putin, bewaffnete Gewalt auf jede erdenkliche Weise zu minimieren, damit während des Spezialeinsatzes möglichst Opfer unter der Zivilbevölkerung dieses Landes ausgeschlossen werden.

Aber egal, wie ein solcher Befehl an die in Kämpfe verwickelten Truppen motiviert ist, es ist selbst für einen Boxweltmeister schwierig, ein Duell gegen einen gewöhnlichen Boxer schnell zu gewinnen, wenn ihm die Beine fest mit Klebeband gefesselt sind. Infolgedessen haben russische Verbände bisher Kampfflugzeuge und Artillerie nur in sehr begrenztem Umfang in allen Richtungen gegen ukrainische Truppen in den Städten  eingesetzt.

Zum Beispiel gibt es in öffentlichen Berichten kein Wort über den Einsatz russischer Langstreckenbomber. Und das wiederum führt dazu, dass es nicht immer möglich ist, einem sich stark verteidigenden Feind eine Niederlage zu bereiten. Das bedeutet, dass sich die Kämpfe hinziehen und eine schnelle Erfüllung der zugewiesenen Kampfaufträge gestört wird. Beispiele sind dazu leicht zu finden, sogar in den neusten und offiziellen Berichten des Verteidigungsministeriums der Russischen Föderation.

Nehmen wir zum Beispiel die offizielle Samstagserklärung von Generalmajor Igor Konaschenkow über einen schweren Zusammenstoß zwischen ukrainischen und russischen Schiffsgruppen in der Nähe der Schlangeninsel. Wie aus dem veröffentlichten Berichten hervorgeht, nahmen an der Landung der russischen Marinesoldaten auf dieser Insel der Raketenkreuzer „Moskva“ und das Patrouillenschiff „Vasily Bykov“ teil, die sich aus Sewastopol näherten. Nach Funksprüchen mit dem russischen Kommando entschied sich die ukrainische Grenzgarnison auf der Insel, bestehend aus 82 Grenzschutzbeamten und Spezialeinheiten, für eine kampflose Kapitulation. Sie wurden vom Rettungsschlepper der russischen Schwarzmeerflotte „Schakhgar“ aufgenommen sollten nach Sewastopol geschafft werden.

Laut Konaschenkow passierte jedoch etwas Überraschendes: „Am Abend des 25. Februar, während der Evakuierung der Insel Zmeiny, auf der 82 ukrainische Soldaten freiwillig ihre Waffen niederlegten, versuchten 16 Boote der ukrainischen Marine, unter Anwendung einer Schwarmtaktik, die Schiffe der russischen Schwarzmeerflotte anzugreifen. Infolge der Seeschlacht wurden sechs Boote der ukrainischen Marine zerstört. Keiner der 82 ukrainischen Soldaten von der Schlangeninsel auf dem Schlepper wurde verletzt.“ Darüber hinaus war nach Angaben des Generals das Ziel des Angriffs der ukrainischen Boote überhaupt nicht der Kreuzer „Moskwa“, wie man logischerweise erwarten könnte, sondern der Schlepper „Schakhgar“. Um, wie er sagte, die an Bord genommenen Gefangenen zu töten und dann die Russen für dieses Verbrechen verantwortlich zu machen. Das wäre ein ziemlich dummer Plan der ukrainischen Admirale gewesen. Vor allem, wenn man bedenkt, dass, wie es in der offiziellen Erklärung des Verteidigungsministeriums heißt, in diesem Moment  Drohnen der Vereinigten Staaten (RQ-4 „Global Hawk“ und MQ-9A „Reaper“) sich über dem Gebiet befanden. Und die hatten bestimmt die ukrainischen Matrosen auf dem russischen Schiff beobachtet.

Aber lassen wir die unlogische Argumentation hinter uns. Konzentrieren wir uns auf etwas anderes. Es stellt sich heraus, dass 16 Kampfboote der Ukraine an der Schlacht bei Zmeiny teilgenommen haben. Woher haben sie auf einmal so viele? Nach Angaben aus dem Jahr 2021 befanden sich nur elf Artillerie- und Raketenboote in der ukrainischen Marine. Dazu die seit langem völlig kampfunfähige Fregatte „Hetman Sagaidachny“ und das Minensuchboot „Genichesk“. Was im Angriff wegen der vollkommenen veralteten  Waffen nicht zu verwenden war.

Darüber hinaus wurden 2018 mindestens zwei Artillerieboote vom Typ Gyurza, die  „Kremenchug“ und die „Lubny“, von Odessa in den asowschen Hafen nach Berdjansk verlagert, wo die Ukraine beabsichtigte, ein eigene Marinebasis zu schaffen. Aus diesem Grund konnten sie einfach nicht an der Schlacht um die Insel teilnehmen, die nicht nur in der Nähe von Odessa, sondern auch fast vor der Küste Rumäniens liegt. Das Kommando der Seestreitkräfte der Ukraine konnte zudem den schwimmenden Müll, der ihm im Schwarzen Meer zur Verfügung steht, nicht sofort in den Kampf schicken. Einige dieser Boote sprangen einfach nicht an. Und der andere Teil wäre auch ohne Einfluss der Artillerie der „Moskwa“ und „Wassili Bykow“ auf der Hinfahrt untergegangen.

Woher kamen also diese 16 ukrainischen Boote, von denen die Russen, wie sich herausstellte, sechs am Samstag versenkt haben? Wie haben diese Boote überhaupt bis zum 26. Februar überlebt, wenn nach den Ergebnissen des ersten Tages der Operation mitgeteilt wurde, dass sich unter den 74 durch Hochpräzisionsraketen deaktivierten militärischen Bodeninfrastruktureinrichtungen auch der wohl wichtigste „Stützpunkt der ukrainischen Marine“ befand?

Mit anderen Worten, zu Beginn der Operation wurde jeder Militärfluglatz und jedes  feindliche Militärflugzeug entweder erfolgreich zerstört oder am Boden niedergehalten. Dasselbe, heißt es an gleicher Stelle, sei mit den wichtigsten Objekten der ukrainischen Luftverteidigung gemacht worden. Stimmt das? Vom russischen Verteidigungsministerium kommen Tag für Tag Informationen, dass die Kämpfe seltsamerweise bis heute nicht nur am Boden, auf See, sondern auch in der Luft anhalten. Nach Angaben der Militärabteilung wurden am zweiten Tag der Operation sechs Kampfflugzeuge der Streitkräfte der Ukraine und ein Hubschrauber sowie fünf Drohnen abgeschossen. Weitere sieben Kampfflugzeuge, sieben Hubschrauber und neun unbemannte Luftfahrzeuge wurden einen Tag später abgeschossen. Weitere acht Kampfflugzeuge und sieben Hubschrauber sowie elf unbemannte Luftfahrzeuge wurden bis zum Morgen des 27. Februar vernichtet. Es stellt sich heraus, dass es zumindest diesen Flugzeugen irgendwie gelungen ist, aufzutanken, Munition aufzuladen und von den angeblich zerstörten Flugplätzen abzuheben. Wie kann das sein?

 

(Quelle: Ischenko, S., Swobodnaja Pressa, 27.02.22, redaktionell bearbeitete Übersetzung)

 

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Kommentar von Martin Meier |

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