Militärlogistik für Kaliningrad

Die russische Streitkräftegruppierung in der Region Kaliningrad wird mit der Aufstellung der 18. Garde-Motorisierten Schützendivision (MSD) im 11. Marine- Armeekorps der russischen Ostseeflotte bis Ende dieses Jahres deutlich verstärkt. Es ist nicht nur eine herkömmliche Division, sondern eine vollwertige Formation kombinierter Waffen, die in der Lage ist, unabhängig von den Hauptstreitkräften Russlands Kampfhandlungen durchzuführen. Im 11. Marine-Armeekorps gibt es auch die 152. Garde-Raketenbrigade, die mit dem Raketenkomplex „Iskander-M“ bewaffnet ist, es gibt mindestens sechs Feuerabteilungen mit Flugabwehr-Raketensystemen S-400 „Triumph“ und es gibt viele andere dazugehörige Einheiten mit modernsten Waffen.

Wie wurde und wird das alles in das Gebiet Kaliningrad geliefert? Denn die militärische Fracht ist nicht leicht, ein T-72B3M-Panzer wiegt z.B. 47 Tonnen, so dass ein Militärtransportflugzeug  Il-76 der russischen Luft- und Raumfahrtstreitkräfte (Tragfähigkeit bis zu 60 Tonnen), theoretisch nur einen Panzer transportieren kann und die An-124 „Ruslan“ (Tragfähigkeit bis zu 120 Tonnen) kann nur zwei Panzer als Luftfracht transportieren. Außerdem ist der Lufttransport sehr  teuer und die Transportkapazität zu gering.

Der Eisenbahn- sowie der Autotransport sind ausgeschlossen, denn es ist unmöglich, Militärgüter über Litauen, ein NATO-Land, nach Kaliningrad zu transportieren. Zwischen dem russischen Hafen Ust-Luga (150 km von St. Petersburg entfernt) und der Stadt Baltijsk in der Region Kaliningrad, besteht eine Fährverbindung. Die Entfernung auf dem Seeweg beträgt 480 Seemeilen, das sind zwei Tage Fahrt. Mit Eisenbahn- und Autofähren kann man eine Menge Güter transportieren. Aber in der Ostsee hat Russland bisher nur zwei davon.

In der Baltischen Flotte gibt es natürlich auch die 71. Landungsschiffbrigade, die schwere militärische Ausrüstung transportieren kann. Zu ihr gehören vier alte Landungsschiffe, basierend auf den ehemaligen polnischen Projekt 775. Das sind die Schiffe „Minsk“,  „Kaliningrad", „Alexander Shabalin" und „Korolev“. Jedes von ihnen kann 10-13 mittlere Panzer an Bord nehmen oder andere Fracht bis zu 480 Tonnen laden. Diese Schiffe sind es, die den Nachschub, einschließlich der Waffen, in die Region Kaliningrad transportieren. Die kleinen Landungsschiffe dieser Brigade werden nicht zum Frachttransport genutzt, sie erfüllen andere Aufgaben im Verbund der Flotte.

Die Unterstützung der Zivilflotte – mit einer größeren Tonnage und geringer Erkennbarkeit der transportierten Güter – wird benötigt. In der Ostsee ist „Morflot“ mit zwei Fähren vertreten, der „Ambal“ (Baujahr 1990) und der „Baltiysk“ (Baujahr 1984). Jede von ihnen bietet auf drei Decks Platz für 115 Eisenbahnwagen und 100 Autos, aber nur für zwölf Passagiere, für die nur sechs Doppelkabinen vorgesehen sind. Bei Militärtransporten werden die Kabinen für das Begleitpersonal und die Bewacher genutzt. Für den vorübergehenden Einsatz war die Fracht-Fähre „St. Petersburg“ vor der Eröffnung der Krimbrücke für den Transport in der Straße von Kertsch im Einsatz und kehrte nun auf ihre Heimatroute Ust-Luga – Kaliningrad zurück.

Die Lieferung neuer großer Landungsschiffe der russischen Marine für die Ostseeflotte ist nicht geplant. Die letzten zu Wasser gelassenen großen Landungsschiffe des Projekts 11711, die „Iwan Gren“ und die „Pjoter Morgunow“ gingen an die Nordflotte. Die aktuell im Bau befindlichen Schiffe („Vladimir Andreev“ und „Vasily Trushin“) werden an die Pazifikflotte gehen (Lieferung 2023-2024).

Derzeit werden in der Türkei, auf der „Kuzey Star Shipyard“ Werft in Istanbul, zwei Eisenbahnfähren, die „Marschall Rokossovsky“ und die „General Chernyakhovsky“ fertiggestellt, die speziell die Strecke Ust-Luga – Baltiysk in der Ostsee befahren sollen. Der Entwickler dieser Schiffe ist die russische Schiffs- und Reparaturwerft „Alexander Newsky“ in St. Petersburg, daher werden die Fähren als russisch angesehen.

Es sind übrigens die größten zivilen Schiffe, die in der Geschichte der türkischen Werften fertiggestellt wurden. Die Bauzeit hat sich etwas verzögert, sie hätten 2020 fertig werden sollen, aber es besteht die Hoffnung, dass sie bald die „Baltiysk“ und „Ambal“ auf der Baltic-Strecke ergänzen werden. Wahrscheinlich ist, dass die neuen Fähren sowohl für militärische als auch für zivile Zwecke eingesetzt werden – darauf deuten die militärischen Namensgebungen hin.

Gegenüber der „Baltiysk“ und der „Ambalu" können die beiden neuen Fähren nur 80 Waggons laden und haben nur zwei Decks statt drei, aber sie haben eine „Eisklasse“ und können nicht nur in der Ostsee (der Finnische Meerbusen friert manchmal zu) unabhängig operieren, sondern auch in arktischen Gewässern ohne Eisbrecher-Eskorte. Ab 2022 sollen die beiden neuen Fähren auf ihre erste Reise in die Ostsee starten. Wahrscheinlich wird der Bedarf des Verteidigungsministeriums für den Transport von Militärgütern in die Region Kaliningrad durch die Anzahl von vier Fähren in der Ostsee dann gedeckt sein.

(Quelle: Sokirko, V., Swobodnaja Pressa, 4.11.21, redaktionell bearbeitete Übersetzung)

 

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