EILMELDUNG - Weitere Eskalation der Lage - Existenzielle Bedrohung für Belarus und Russland

Momentan rollen Kolonnen und Züge mit militärischer Ausrüstung und Soldaten der russischen Streitkräfte auf den Autobahnen und Eisenbahnen von Belarus in südlicher Richtung, bis zu den Grenzen der Ukraine und in westlicher Richtung, bis zu den Grenzen Polens. Nach den Nummernschildern zu urteilen, kommen die Truppenteile und Formationen aus dem Gebiet Krasnodar, der Region Orenburg oder anderen östlichen Regionen der Russischen Föderation.

Augenzeugen haben in der Region Gomel eine Autokolonne mit Kennzeichen der russischen Armee gefilmt, die in Richtung ukrainisches Tschernihiw fuhren. Im Bestand der Kolonne befanden sich auch Mehrfachraketenwerfer vom Typ „Uragan“ Am Bahnhof Stepjanka bei Minsk wurden gepanzerte Fahrzeuge entladen. Wie in Minsk offiziell mitgeteilt wurde, erfolgt die Konzentration der Truppen im Rahmen der begonnenen Übung der Armeen Russlands und Weißrussland. Sie dauert mindestens bis zum 9. Februar 2022. Aber dies ist nur die erste Phase umfangreicher Verteidigungsmaßnahmen, die sicherlich von der halben Welt sehr genau beobachtet werden.

Am 10. Februar startet auf den Truppenübungsplätzen von Obuz-Lesnovsky, Brest, Osipovichsky, Domanovsky, Gozhsky sowie auf den Militärflugplätzen Luninets, Lida, Baranovichi und Machulishchi in Weißrussland die gemeinsame Übung der russischen und weißrussischen Armeen, „Vereinte Entschlossenheit-2022“, worüber sich die Präsidenten Wladimir Putin und Alexander Lukaschenko vor einigen Monaten geeinigt haben.

Neben anderen modernen Waffen werden 12 russische Su-35-Kampfflugzeuge, zwei Feuerabteilungen von Flugabwehr-Raketensystemen S-400 und eine Feuerabteilung von Flugabwehr-Raketen Pantsir-S1sowie schwere motorisierte Artillerie zum Einsatz kommen. Zu diesen S-400-Feuerabteilungen kommt noch die im vergangenen September aus der Region Moskau nach Baranowitschi verlegte Feuerabteilung S-400 hinzu.

Nach dem zu urteilen, was der stellvertretende Verteidigungsminister Russlands, Generaloberst Alexander Fomin, am Dienstag sagte, wurde beschlossen, auch die Truppen und Militärführungsorgane des Östlichen Militärbezirks der russischen Streitkräfte aus Sibirien und dem Fernen Osten in die Übung einzubeziehen.

Diese Truppenteile müssen per Bahn oder Flugzeug bis Anfang Februar ganz Russland und einen Teil Weißrusslands durchqueren. Fomin begründete den Plan der Organisatoren wie folgt: „Es kann eine solche Situation eintreten, in der die Kräfte und Mittel der regionalen Gruppierung nicht ausreichen, um die Sicherheit Weißrusslands zu gewährleisten und wir müssen dazu bereit sein, sie zu verstärken. Übereinstimmend mit der belarussischen Seite wurde eingeschätzt, dass es für die gemeinsame Verteidigung notwendig sein könnte, das gesamte Potenzial der militärischen Organisation beider Staaten einzubeziehen.“ Aus dem Kontext von Fomins Aussage folgt, dass er über das gesamte Verteidigungspotential spricht, also über die gleichzeitige Teilnahme Russlands und Weißrusslands an militärischen Operationen in westlicher strategischer Richtung, mit der vollen Macht ihrer Kräfte. Das wäre die Antwort auf einen von den USA und der NATO offenbar vorbereiteten neuen Weltkrieg.

Es scheint, dass das Training der Anfangsphase eines solchen Krieges zur Idee von „Vereinte Entschlossenheit-2022“ geworden ist. Denn direkt vor den Augen der ganzen Welt, nahe der Grenze zu Weißrussland und nahe der russischen Region Kaliningrad, sind zwei gegnerische offensive Militärgruppierungen unter dem lächerlichen Vorwand, die Migrationskrise zu bekämpfen, aufmarschiert.

Die mächtigste von ihnen befindet sich direkt vor dem Grenzfluss Bug, auf polnischem Territorium. Laut der belarussischen Internetpublikation „Military-Political Review" ist nicht bekannt, worauf sich die nach König Kasimir IV. benannte 16. mechanisierte Division der polnischen Armee vorbereitet. Und am 23. November 2021 traf eine Gruppe estnischer Soldaten am Standort der 16. mechanisierten Division ein und erkundete Orte für mögliche Grenzverletzungen. Wenig später schlossen sich ihnen britische Militäringenieure an. Einige Tage darauf, während der taktischen Übungen „Tumak-21“ unter Führung des polnischen Verteidigungsministers Mariusz Blaszczak, beteiligte sich eine taktische Gruppe eines NATO-Bataillons an der Überquerung des Flusses Narew, in der Nähe der Stadt Nowogrudok. In Richtung Wolkowysk, nur sechs Kilometer von der Staatsgrenze zu Weißrussland entfernt, wurde bereits ein nach Boleslav Krivousty benanntes Feldlager der 12. polnischen mechanisierten Division errichtet.

In der Region Biala Podlaska (die Entfernung vom belarussischen Brest beträgt nur 39 Kilometer) befindet sich die 10. Panzerbrigade der 11. Lubusker-Panzerdivision, die nach König Jan III. Sobieski benannt ist. In der zweiten Staffel dieser Gruppierungen und in der Entfernung von nur einem Tagesmarsch bis Brest befindet sich die 18. mechanisierte Division „Iron“ mit Panzern „Leopard 2P“.

Ein möglicher gemeinsamer Überraschungsschlag der drei aufgelisteten Divisionen auf Weißrussland wird von zwei Logistikbrigaden in zentraler Unterstellung unterstützt. Das sind die 1. Pomorskaja und die 10. Opolskaja. In der Nähe befinden sich auch die 6. Fallschirmjägerbrigade und die Kommandoeinheit „Nil“ der Spezialoperationskräfte der polnischen Streitkräfte.

Zurzeit unternehmen nach Angaben des Verteidigungsministeriums Polens polnische und belgische F-16-Mehrzweckkampfflugzeuge an Himmel über Estland Flüge, die für Friedenszeiten sehr ungewöhnlich sind. Die lokale Bevölkerung wurde gewarnt, dass im Zeitraum vom 17. bis 21. Januar 2022 Flüge über Estland in geringen Höhen, jedoch nicht unter 152 Metern, in Intervallen in der Zeit von 08:00 bis 10:00 Uhr, von 11:00 bis 13:00 Uhr, von 14:00 bis 16:00 Uhr (an den Wochentagen) und von 11:00 bis 14:00 Uhr am Wochenende stattfinden werden. Es wurde versprochen, dass die Flugzeuge versuchen werden, sich von großen Orten möglichst fernzuhalten.

Man muss feststellen, dass nahe der westlichsten Grenzen Weißrusslands und Russlands der operative Einsatz einer starken multinationalen Offensivgruppe der NATO-Streitkräfte bevorzustehen scheint.

Richtet man den Blick nach Süden, dorthin, wo die Ukraine an Weißrussland grenzt, so gibt es auch hier viel Bewegung. Für die Ukrainer begann alles am 23. November 2021 mit der Sonderoperation an der weißrussischen Grenze in den Regionen Tschernigow und Rawno. Der Vorwand war derselbe wie in Polen: einen massiven Zustrom arabischer Migranten zu verhindern, die sich im Herbst in Weißrussland für einen illegalen Durchbruch nach Westeuropa konzentrierten. Aber die Migranten werden nicht einmal im Traum von dort in die Ukraine kommen wollen.

Dennoch konzentrierte Kiew Ende letzten Jahres 3.500 Nationalgardisten und 2.000 Polizisten in seinen fünf nördlichen Regionen an der Grenze zu Belarus. Hinzu kamen 15 Hubschrauber des Innenministeriums, Bataillone von Kadetten der Militärschulen, Einheiten des Sicherheitsdienstes und des staatlichen Rettungsdienstes der Ukraine. Außerdem die 61. Kampfbrigade der Streitkräfte, die in Tschernigow stationiert ist.

Diese gesamten militärischen und paramilitärischen Einheiten ähneln zahlenmäßig stark einem Armeekorps. Es sieht sehr nach einer rein ukrainischen Gruppierung aus, die mit einigen Hilfstrupps verstärkt wurde, um mit Warschau und dem NATO-Hauptquartier koordinierte Angriffe auf den mit Moskau verbündeten Nachbarn durchzuführen.

In Anbetracht dieser strategischen Gruppierungen sagte der Präsident von Belarus: „Heute bin ich der Meinung, dass wir in den westlichen und südlichen Regionen unseres Landes solide Übungen durchführen müssen, normale Übungen, um für eine Konfrontation mit den Kräften im Westen (Baltische Staaten und Polen) und im Süden (Ukraine) gewappnet zu sein.

Wie das belarussische Verteidigungsministerium mitteilte, entspricht somit die Phase der Übungen, die am 10. Februar beginnen werden, durchaus den aktuellen Bedrohungen. Man wird trainieren, nicht nur Angriffe von NATO-Panzerspitzen abzuwehren, sondern auch die Staatsgrenze vor illegalem Eindringen bewaffneter Gruppen in das Territorium der Republik Belarus zu schützen. Auch die Verhinderung der Einschleusung von Waffen, Munition und anderen Mitteln, die zur Destabilisierung der Lage im Land eingesetzt werden können, wird Gegenstand der Manöver sein. Und die Manövertruppen werden trainieren, eingesickerte Sabotage- und Aufklärungskommandos des Gegners zu identifizieren und zu vernichten.

Doch auch in Brüssel, Washington, Warschau und Kiew wird sicher verstanden, dass man für die Aufklärung und Bekämpfung bewaffneter Kommandotrupps in den Wäldern keine Su-35-Jäger, Mehrfachraketenwerfer „Uragan“ und S-400-Luftverteidigungssysteme aus Sibirien benötigt. Diese Mittel stehen bei einer Eskalation der Lage durch die NATO bereit. Das aggressive Verhalten der NATO und der USA hat dazu geführt, dass die Existenz Weißrusslands und der Russischen Föderation auf dem Spiel steht.

 

(Quelle: Ischenko, S., Swobodnaja Pressa, 19.01.21, redaktionell bearbeitete Übersetzung)

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